Was sind „No-regret-Maßnahmen“ im Klimaschutz?


Von Dr. Eike Roth (Über den Autor)

roth_thumbKlimaschutz ist zweifelsfrei eines der am meisten diskutierten Themen unserer Zeit. Dabei stehen sich hier zwei Meinungen konträr gegenüber: Die Einen meinen, er wäre die wichtigste Aufgabe, die wir Erdenbewohner in der ersten Hälfte des 21. Lahrhunderts haben. Jede Anstrengung hierfür wäre gerechtfertigt. Die Anderen bezweifeln, dass der Mensch das Klima überhaupt beeinflussen kann. Sie befürchten, dass die enormen Summen für den Klimaschutz für andere, wesentlich wichtigere Aufgaben fehlen. Ihrer Meinung nach ist Klimaschutz nicht nur unnötig, sondern er wird zwangsweise zu gravierenden Nachteilen und Wohlstandseinbrüchen führen.

Die Mehrheitsverhältnisse sind klar: Wir müssen Klimaschutz betreiben. Aber in der Geschichte hat die Mehrheit schon öfters Unrecht gehabt. Was passiert, wenn sich das auch hier wiederholen sollte? Zwar ist jede Seite davon überzeugt, Recht zu haben, aber das war auch bei den früheren Streitereien so. Auch diesmal wird erst die Zukunft unstrittige Belege vorlegen. Bis dahin leben wir in der Ungewissheit und wir müssen entscheiden, was wir in dieser Situation tun. Die Mehrheit ignorieren, geht nicht, das wäre eindeutig zu riskant. Und die Minderheit ignorieren geht angesichts der möglichen Konsequenzen auch nicht. Wir müssen daher beiden Seiten gerecht werden. Wir müssen also solche Maßnahmen auswählen, die effektiv das Klima schützen, aber nicht mit zu starken negativen Konsequenzen verbunden sind, wenn wir das Klima letztlich doch nicht entscheidend beeinflussen können. Solche Maßnahmen werden in der Wissenschaft als „No-regret-Maßnahmen“ bezeichnet.

In der öffentlichen Diskussion streitet man vor allem über zwei Dinge: Ob der Mensch wirklich Verursacher der gegenwärtigen Klimaänderung ist und ob bzw. welche Ziele für die CO2-Reduzierung verbindlich vorgegeben werden sollen. Die erste Diskussion muss zur Zeit fruchtlos bleiben, weil die Wissenschaft – wie gesagt – noch nicht so weit ist und das Zweite kann zur Zeit nicht gesichert entschieden werden, weil das Erste noch offen ist. Was man aber sehr wohl ernsthaft diskutieren könnte, ist die Frage nach dem „No-regret-Charakter“ von Maßnahmen zum Klimaschutz. Bei fast allen möglichen Maßnahmen reicht unser vorhandenes Wissen hierfür aus. Aber genau diese Diskussion findet in der Öffentlichkeit so gut wie nicht statt. Deswegen wird auch nur endlos diskutiert, aber nichts (Verzeihung, fast nichts) wirklich getan. Es ist höchste Zeit, das zu ändern. Einigt man sich über den „No-regret-Charakter“ von Maßnahmen, könnten wenigstens die so ausgewählten Maßnahmen sofort umgesetzt werden. Das würde dem Klima sehr viel mehr helfen, als ergebnislose Mammutkonferenzen über Dinge, die heute höchstens politisch, aber prinzipiell noch nicht wissenschaftlich entschieden werden können.

In der Langfassung (pdf, 116 kB) wird versucht, einen kleinen Beitrag hierfür zu leisten.

Der Beitrag erschien im Februar 2008 bei den Energie-Fakten.de.

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